Arbeit und Manifestation

Wir haben auf TerraAmica einen großen Freiraum für unsere Tages- und Arbeitsgestaltung, da wir unsere eigene Herrin und Herr sind. Dennoch gibt es natürlich Umstände und Anforderungen, die unseren Tagesablauf strukturieren.

Hausarbeiten

Da sind die alltäglichen Verrichtungen: Essen kochen, Geschirr abwaschen, Wäsche waschen, Aufräumen, Feuerholz machen, Gartenarbeit... Vieles davon ist zeitlich aufwändiger als in unseren früheren Leben. Essen für teils mehr als 12 Menschen auf dem Feuer zuzubereiten. Im Anschluss das Geschirr von Hand spülen, wenn am Spülbecken kein Heißwasseranschluss ist, sondern das Wasser entweder auf dem Feuer erhitzt wird oder aus der (Solar-)Dusche geholt wird, zum Beispiel.

Unsere äußeren Umstände

Darüber hinaus ergibt sich unser Arbeitsalltag aus den Anforderungen, die unser Land, unsere Bauwerke und unsere Vision an uns stellen. Dabei orientiert sich unser Tun sehr an den Jahreszeiten sowie am Wetter bzw. Sonnenlicht: Im Winter ruhen wir uns von allen Aktivitäten des Frühjahrs, Sommers und Herbstes aus. Bei Regen bauarbeitet und landschaftpflegt es sich nicht gut. Manche Maschinen lassen sich (am Casagrande) nur bei voller Sonne durchführen, wenn die Solarkollektoren voll arbeiten…

Landschaftspflege

Wir haben seit über 40 Jahren verlassene Bergbauernhöfe aufgekauft, deren Gebäude teilweise Ruinen waren. Aufgrund mangelnder Landschaftspflege hat der Wald die einstigen Weiden wieder überwuchert. D.h. das Land muss wieder frei geschnitten werden, und weiterhin ständig frei gehalten werden. So beschneiden und fällen wir Bäume und Büsche, mähen die Wiesen und Gestrüpp mit der Motorsense, rupfen Brombeeren…

(Auf-)Bauarbeiten

An jedem Haus gibt es etliche große und kleine Bauprojekte, die wir überwiegend in Eigenarbeit durchführen: Dächer erneuern bzw. modernisieren, Zwischendecken einziehen, Ofenbank verputzen, eine Solardusche oder Vordach bauen, eine Gemeinschaftsjurte aus dem Nichts zaubern, das Wassersystem erweitern und warten…

Manifestation

Unsere Vision für TerraAmica beinhaltet über unsere private Lebensgestaltung hinaus, dass wir dem, was hier durch unser Schaffen werden will, dienen. Wir fühlen uns in einem kreativen Schaffensprozess mit dem Land verbunden. In den Gärten, am und um die Häuser, aber auch weiter entfernt im Wald entstehen ständig kleine und größere Werke, wie z.B. eine Steinspirale, ein Steinkreis, kleine Steindolmen... Oft aus ganz spontanen Impulsen heraus. Es ist fast so, als ob TerraAmica uns nimmt, um Form und Gestalt anzunehmen.

Arbeitsmeditation

Und so entstehen die Dinge oft in einem ganz besonderen, kreativen Fluss. Dann gibt es eine Idee und die Arbeit ist leicht. Dann passt jeder Stein, jedes Holz ist vorhanden und jede Schraube sitzt. Am Ende einer solchen kreativen Flusserfahrung staunen wir immer wieder über das, was in kurzer Zeit ohne vorher im Detail festgelegten Plan durch unsere “Arbeit” entstanden ist.

Wenn es mal nicht einfach ist, und das kommt auch vor, dann üben wir uns darin, so gut wir können, dennoch bei der jeweiligen Tätigkeit zu bleiben und uns der Erfahrung hinzugeben.

Beides lässt sich als „Arbeitsmeditation“ erleben.

Sinnlichkeit und Ökologie

Der Wald und die Steine der alten Gemäuer geben uns das denkbar schönste Baumaterial. Wir schälen wohlriechende Stämme und setzen Mauern und Terrassen. Das nötige weitere Baumaterial wählen wir möglichst nach ökologischen Kriterien und wir bevorzugen die traditionellen Bauweisen. Wir sammeln je nach Jahreszeit Wildfrüchte wie Holunderblüten, -beeren, Pilze, Cornellkirschen, Brombeeren, Edelkastanien. Wir lieben unsere Gärten und die Fülle an Formen, Düften, Lebewesen, Farben und Früchten, mit denen sie uns unsere Arbeit danken.

Arbeit und Gemeinschaft

Wir üben uns darin, eine Balance zwischen Eigenverantwortung und Kooperation zu wahren. Wer Land und Bauwerk besitzt, ist zunächst verantwortlich für die anfallenden Arbeiten. Alle haben selbst mehr als genug zu tun. Gleichzeitig wissen wir, dass wir gemeinsam mehr erreichen können, als wenn jede/r ihr eigenes Süppchen kocht. Wie diese Balance, und auch der Beitrag einer jeden, eines jeden, im Einzelnen aussieht, ist von Mal zu Mal unterschiedlich: Mal heißt es, mit anpacken und Ziegel oder Holz schleppen; mal, für die BauarbeiterInnen Essen zu kochen; mal einfach nur ein freundliches Ohr haben oder eine Massage anbieten.

Weil wir es lieben, gemeinsam zu arbeiten, haben wir regelmäßige Gemeinschaftsarbeitseinsätze, im Moment einmal in der Woche ein paar Stunden.

Alles ist möglich

Im Rückblick erscheint uns das, was wir erschaffen haben, überwältigend, und wir staunen über uns selbst. So haben wir zum Beispiel 2016 in 7 Wochen dem Casagrande ein neues Dach gebaut; im Frühling 2019 in ca. 8 Wochen eine Gemeinschaftsjurte auf die schon länger vorhandene Plattform gebaut, oder in knapp zwei Wochen ein altes Quellhäuschen weitgehend stabilisiert. Aber im Grunde spiegeln diese Ergebnisse einfach unsere Liebe zum Land und zu unser alltägliches, erfülltes Leben, mit dem wir einverstanden waren in jedem Moment…